Die Herbstnächte 2003

 

Zusammen mit Ellen, Mario, Socke und Blume aus dem Kassablanca in Jena und Lobar mit seiner Freundin Alina aus Berlin habe ich die Herbstnächte V. in Raben/Fläming verbracht. Diese Fünf arbeiteten auf der großen Bühne und sorgten für einen reibungslosen Auf- und Abbau des Band-Equipments während der einzelnen Spielzeiten. Die technische Leitung hatte Rosi in der Hand, den Monitor betreute Willie, Vince die Mikrophonie und Uwe Hessner stand am Licht. Ellen war Stage-Managerin und die Jungs aus Jena bzw. Berlin ihre Stage-Hands. Da ich nun die Zeit auf der Burg eben mit diesen Menschen verbracht habe, kann ich Euch einmal aufzeigen, wieviel harte Arbeit geleistet werden muß, damit die Show für Euch alle laufen kann:

 

Donnerstag, 25. September

 

20:15 Nach guten zwei Stunden Fahrt erreiche ich die Burg Rabenstein. Die dortige

          Jugendherberge ist noch von einer Gruppe von Kindern besetzt, die hierher ihre

         Klassenfahrt unternommen haben. Die Kleinen sitzen an den Fenstern und blicken neugierig

         auf die Gestalten, die herumeilen und die letzten Vorbereitungen treffen.

21:00 Mario und ich sind erst einmal an den Grill gestellt worden, wo wir Würstchen und

         Folienkartoffeln vorbereiten. Ein Lagerfeuer ist ebenfalls schnell entfacht und so können

         es sich alle noch einmal gemütlich machen, bevor morgen der Stress beginnt.

22:30 Heute ist bereits eine Art Eröffnungsparty mit DJ Granini geplant. Doch der Arme hat ein

          trauriges Los gezogen: gerademal 20 Leute verirren sich zu ihm in die Scheune und es will

          keine richtige Stimmung aufkommen.

01:00 Also trinke ich nur noch ein Glas Wein und lege mich ins Auto zum schlafen, was bei der

         Kälte hoffentlich nicht allzu grausam wird...

 

Freitag, 26. September

 

09:30 Im Auto zu schlafen war definitiv keine gute Idee aber wenigstens wartet im Backstage

          schon ein wunderbar heißer Kaffee auf mich. Nach einem ausgiebigen Frühstück sehe ich

          mich auf der Burg um: zahlreiche Stände sind vertreten und es kommen immer noch mehr.

          Essen, Trinken, Schmuck, Klamotten ... bin ich froh, daß ich kein Geld mithabe, ich würde

          Wahrscheinlich verdammt arm werden.

14:00 Die Anspannung steigt: die Bühnen und die Stromversorgung werden vom Bauordnungsamt,

          dem Ordnungsamt und der Feuerwehr kontrolliert. Aufgrund der Baumaßnahmen im

          vorderen Bereich der Burg müssen die Absperrungen gut ersichtlich sein und nach einer

         knappen Stunde Inspektion gibt es bereits grünes Licht! Der Soundcheck kann beginnen

         und bereits ab 17:30 füllt sich der Burghof mit Gästen.

18:30 Tears of Mystigma eröffnen mit einem reibungslosen Ablauf die fünften Herbstnächte.

19:50 Bloody dead + sexy müssen auf die Bühne. Doch wo bleibt ihr Sänger? In letzter Sekunde

         eilt er auf die Bühne und wir atmen tief durch; das wäre fast schief gegangen..

20:30 Blick auf die kleine Bühne: die Stage-Crew besteht aus Jenne und seiner Chaotencrew aus

          Berlin. Es spielen gerade Osiris Taurus, die Gewinner des Band-Wettbewerbs im letzten

         Jahr. Zahlreiche Besucher bestätigen dieses Ergebnis noch einmal.

21:20 Faith and the Muse betreten mit ihrer charismatischen Sängerin Monica die Bühne und

         werden an der Gitarre von einem Gastmusiker von London after Midnight unterstützt.

23:20 Die nächste Band mit ihrem Mix aus Romantik und Neofolk sind Love is colder than death.

          Zusammengekauert sitze ich auf einem Felsvorsprung und habe ganz extreme Gänsehaut!

00:30 Es ist kalt! Wir gehen in Richtung Backstage, um uns Brühe zu kochen, vielleicht hilft das

          ja!? An der kleinen Bühne angekommen bleiben wir allerdings stehen: Wolfenmond spielen

          und haben zwei Feuerspucker vor ihrer Bühne stehen. Ein Hauch von Romantik und Wärme

         umgibt uns ... schön ...

02:00 Mit Sekt haben wir erstmal auf Marios Geburtstag angestoßen und betrachten nun noch

          das Treiben in der Scheune, wo Pee Wee und Bruno Kramm auflegen. Weitaus mehr Gäste

          als gestern haben diesen Weg ebenfalls gefunden aber für heute reicht es uns dann doch

          ...

 

Samstag, 27. September

 

14:00 Heute fällt es mir schon um einiges schwerer aus dem Bett zu kommen (ja, ich habe nun ein

          richtiges Bett!) und muß erstmal diverse Kaffee trinken, um ansprechbar zu werden.

          Zahlreiche Gäste belagern schon wieder die Burg.

16:30 Christian von Aster hält seine Lesung in der Scheune und erzählt nicht nur die

         Lebensgeschichte des kleinen Broccoli „Brocc“, sondern schildert auch wie eine jüdische

         Familie im IKEA-Dschungel auch mal eines ihrer zahlreichen Kinder verlieren kann.

         Kurz zuvor hatte ich persönlich erfahren dürfen, wie einfach es doch sein kann, diesen

         Mann selbst einmal zum Lachen zu bringen. Wochen vorher erklärte mir der junge Mann

         bei seinem Besuch in Jena, daß er über Knusperflocken (als Original-DDR-Produkt) noch

         nicht hinausgekommen sei. Also drückte ich ihm heute ein Ost-Paket in die Hand mit

         Liebesperlen, Rotkäppchensekt, Mocca-Bohnen usw.

17:40 Formfleisch aus Leipzig eröffnen den heutigen Tag auf der großen Bühne.

19:00 Scream Silence warten gleich mit mehreren Überraschungen: neben zwei Gast-

         Streicherinnen bringen sie auch gleich noch Adam Pears von den Sisters of Mercy mit auf

         die Bühne.

20:30 Das Ich spielen nun für die nächsten 50 Minuten. Bevor sie auf die Bühne gehen, legen sie

          ihre Hände aufeinander und rufen „Piep, piep, piep – wir haben uns alle lieb!“ Bin ich etwa

          im falschen Film? Nachmittags schon kamen sie mit ihrem Equipment an und Sänger Stefan

          Ackermann erzählte uns, wie er das Spinnengerüst in zwei Wochen Nachtarbeit mit einem

          Freund selbst gebaut hat. Auch beim Zusammenschrauben lehnte er jede Hilfe ab ...

          Zugabe am Ende der Show, das wahrscheinlich von allen erwartete „Gott ist tot“.

22:10 Diary of Dreams und im Anschluß (nach Mitternacht) spielen The Gathering auf der großen

         Bühne. Als letztere ihr Konzert beendet haben, wird von der Spitze des alten Burgfrieds

         aus ein Feuerwerk gezündet. Einige Feuerspucker unterstützen dieses Szenarium.

02:30 Zusammen mit Lobar gehe ich noch in die Scheune zum tanzen. San Diego Music (aus

          Leipzig) und Frank D’Angelo legen auf und das alte Häuschen ist bis zum Rand gefüllt.

          Lobar geht irgendwann, ich feiere allerdings noch bis morgens um sieben durch und falle

          dann halbtot in mein Bett.

 

Sonntag, 28. September

 

16:00 Muß ich wirklich aufstehen? Mir geht es irgendwie gar nicht gut! Aber ein gutes Frühstück

         kann eben doch wahre Wunder vollbringen ...

19:15 Down Below beginnen den heutigen Tag mit ihrer ägyptischen Show. Schon während ihres

         zweiten Liedes haben sie sich ihre Bass Drum zerknallt. Aber kein Problem für Ellen:

         innerhalb kürzester Zeit organisiert sie von der kleinen Bühne eine andere auch wenn sie

         auf dem Rückweg ins Stolpern kommt und dabei zu Boden geht! Außerdem fängt es nun auch

         an in Strömen zu regnen und schon während dieses Auftrittes wird klar, daß die kleine

         Bühne im inneren Burghof nicht mehr bespielbar sein wird. Innerhalb von Minuten wird der

         Zeitplan verschoben und mit jeweils 30 Minuten Spielzeit und 25 Minuten Umbaupausen

         werden die Bands End und On the Floor mit auf die große Bühne gezogen!

22:00 Catastrophe Ballet können nun mit einiger Zeitverzögerung und einem verkürzten

          Programm auf die Bühne.

23:30 Die Nachfolgeband des Dreadful Shadows-Sängers Sven Friedrich, Zeraphine, spielen

          jetzt. Mir fällt auf, daß von den fast 1000 Besuchern des Wochenendes vielleicht noch

          knappe 300 Gäste übrig sind. Ich schiebe es auf den Regen, denn die Leistungen auf der

          Bühne können definitiv nicht daran schuld sein. Auch die Songs des zweiten Albums

          überzeugen genauso wie des erstens „Kalte Sonne“; kein Wunder bei dieser Wahnsinns-

          Stimme!

00:30 Mit der letzten Instanz beginnt die letzte Band des Wochenendes ihre Show. Mit Pyro-

          Einlagen, ihren eigenwilligen Texten und aufmunternden Worten gegenüber den völlig

          durchnässten Gästen sind sie der krönende Abschluß der fünften Herbstnächte! Kurz vor

          um zwei verlassen sie die Bühne und ich bin ein letztes Mal in Richtung Scheune unterwegs,

         wo Ralf Thyssen und Rene Junge auflegen ...

 

Entgegen allen Gerüchten werden auch im nächsten Jahr die Herbstnächte wieder stattfinden;

gleiche Zeit, gleicher Ort!

Danke an alle, die sie ermöglicht haben und trotz unsagbaren Stresses auch am letzten Abend

noch ein Lächeln übrig hatten. Danke vor allem meinem lieben DJ Alex aus Leipzig, der mich

immer so schön gewärmt hat ...

 

Bis dahin, die Kathrin vom Kassa